Irrtümer beim Einsatz von Photovoltaik-Anlagen

Mit der Photovoltaik-Anlage Strom erzeugen und damit Geld sparen egal ob Selbstnutzer oder Einspeiser? Mit dieser Idee beschäftigen sich seit Jahren immer mehr Haushalte. PV-Anlagen sind beliebt, um das Elektroauto zu laden, die Heizung zu unterstützen oder auch um mit einem kleinen Balkonkraftwerk den Kühlschrank mit Strom zu versorgen. Doch einige vermeintliche Wahrheiten zum Einsatz von Photovoltaik-Anlagen entpuppen sich nach etwas Recherche als Irrtum. Wie lassen sich Enttäuschungen vermeiden und wie kann der Strom effizient genutzt werden? Einige gängige Photovoltaik-Irrtümer hier im Check von unserem Baufifreund Daniel, der gerade selbst eine zweite PV-Anlage baut und eine dritte auf einer Scheune plant:

 

Mit einer Photovoltaik-Anlage (PV-Anlage) und einem Solarstromspeicher bin ich autark und unabhängig vom Stromanbieter
Möglich, aber unwahrscheinlich: Eine PV-Anlage kann auch mit einem Batteriespeicher nur einen gewissen Anteil der Jahresstromversorgung des Haushalts übernehmen. Man spricht hier vom Autarkiegrad, der zwischen 25 und 90 Prozent liegen kann je nachdem, ob ein Speicher vorhanden und wie hoch der Stromverbrauch ist. In jedem Fall muss der übrige Stromanteil aus dem Netz – vor allem im Winter – zugekauft werden. In der Theorie kann Autarkie annähernd mit folgender Lösung erreicht werden: mit einer sehr großen PV-Anlage wird im Sommer sehr viel Strom produziert und verkauft und mit den Erträgen im Winter Strom gekauft. Die Realität sieht jedoch anders aus: kaum jemand hat solch große, nutzbare Dachflächen; zudem sind die Verkaufspreise zu gering, um den zugekauften Strom vollständig zu bezahlen. Übrigens: Wer seine Photovoltaik-Anlage bei einem Blackout autark betreiben will, muss auf eine sogenannte Inselfähigkeit der Anlage achten.

Photovoltaik lohnt sich nur mit einem Solarstromspeicher, weil sich die Einspeisung finanziell kaum rechnet
Stimmt so nicht. Eine Photovoltaik-Anlage lohnt sich finanziell auch ohne Stromspeicher. Ob sich zusätzlich zur PV-Anlage auch ein Stromspeicher rentiert, hängt von mehreren Faktoren ab – hauptsächlich vom eigenen Haushaltsstrombedarf (Wärmepumpe) und den Stromkosten. Zunächst mag der Speicher sinnvoll erscheinen, weil man für eingespeisten Reststrom bei neuen Photovoltaik-Anlagen weniger als 10 Cent pro Kilowattstunde bekommt, während Netzstrom zuletzt oft knapp 40 Cent kostet. Hier könnten das Speichern und der spätere Eigenverbrauch attraktiver sein. Doch die hohen Anschaffungskosten für einen Batteriespeicher sind nicht immer sinnvoll – etwa, wenn auch ohne Speicher schon viel Eigenverbrauch möglich ist. Kosten und Nutzen müssen daher genau abgewogen werden.

Ausrichtung der Photovoltaik-Anlage – ein Süddach ist immer besser als ein Ost-West-Dach
Nicht ganz richtig: wenn es allein darum geht, möglichst viel Strom mit der Photovoltaik-Anlage zu erzeugen, ist die Ausrichtung nach Süden optimal, denn auf einem Ost-West-Dach beträgt der Solarertrag über das Jahr nur rund 80 Prozent gegenüber einem vergleichbaren Süddach. Allerdings geht es privaten Haushalten vor allem darum, möglichst viel vom eigenen Sonnenstrom nutzen zu können. Und hier haben Ost-West-Dächer entscheidende Vorteile wie ich bei unseren beiden Anlagen selbst feststellen konnte: die Sonnenernte wird über den ganzen Tag verteilt, weil die PV-Anlage früher am Morgen und später am Tag Sonne abbekommt. Damit kann mehr Strom selbst verbraucht werden. Folglich wird auch die Stromrechnung entsprechend niedriger.

Mit einem Steckersolargerät / Balkonkraftwerk kann ich meine Kaffeemaschine versorgen
Stimmt so nicht. Steckersolargeräte sind eine gute Möglichkeit, um ohne größeren Aufwand eigenen Strom zu erzeugen – besonders für Mieter. Allerdings zeichnen sich die Geräte auch dadurch aus, dass ihre Nennleistung mit maximal 600 Watt eher niedrig ist. Daher eignen sie sich besonders, um die sogenannte Grundlast im Haushalt abzudecken. Der produzierte Strom wird also direkt verbraucht, zum Beispiel in der Telefonanlage, dem Internet-Router oder den Radioweckern in der Wohnung. Wenn mehr Leistung benötigt wird, wird durch Strom aus dem Netz ergänzt. Das ist auch bei der Kaffeemaschine der Fall, die kurzeitig hohe Leistung (im Bereich von 2000 Watt) benötigt, um das Wasser aufzuheizen. So werden hier zum Beispiel 500 Watt aus dem Steckersolargerät mit 1.500 Watt aus dem Netz automatisch kombiniert. Der Betrieb ausschließlich mit Solarstrom aus einem Steckersolargerät ist leider nicht möglich.

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